Umgestürzte Bäume, zugewachsene Pfade, morastige Tümpel, tiefes Dickicht – so “verwildert” sieht man den deutschen Wald selten. Doch jetzt ist die Gelegenheit günstig, denn das nordrhein-westfälische Umweltministerium und der Landesbetrieb Wald und Holz NRW bieten bis in den Herbst hinein Wildniswanderungen an: Mit Försterinnen und Förstern auf Entdeckungstour durch die Wildnisgebiete Nordrhein-Westfalens! Okay, an Expeditionen in ferne Urwälder haftet per se der Geruch von Abenteuer; hier in NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, ist es vielleicht eher ein Hauch.. Echte Urwälder, von Menschenhand gänzlich unberührt, gibt es in Deutschland nun mal nicht mehr. Wildnis hingegen schon. Seit 2009 hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen rund hundert Gebiete ausgewiesen, die sich im Laufe der Jahrzehnte zu Urwäldern von morgen entwickeln sollen, Eichen- und Buchenbestände zwischen 120 und 160 Jahre alt. In den Wildnisgebieten gibt es keinerlei forstliche Nutzung. Bäume werden nicht gefällt und entnommen, sondern bleiben bis zu ihrem natürlichen Lebensende – und darüber hinaus. Denn gerade die letzte Lebensphase, die Alters- und Zerfallphase, ist ökologisch besonders wertvoll für Bestand und Entwicklung der Artenvielfalt. Die Zahlen derweil sind alarmierend, denn auch in Nordrhein-Westfalen schreitet das Artensterben dramatisch voran: Etwa 45 Prozent der hier beobachteten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.
Menschen stören hier nur!
In NRW gibt es 300 Wildniswälder, die zusammengefasst 100 Wildnisgebiete ergeben. Das ergibt eine Fläche von 7800 ha; ein Hektar ist etwas größer als ein Fußballfeld! Man lässt diese Gebiete gezielt verwildern, damit sich - von Menschen ungestört - neue Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können. Betreten darf man die Wildnisgebiete übrigens; häufig liegen sie aber in Naturschutzgebieten, in denen das Betreten abseits der Wege verboten ist! Bisher gehörten die Wildnisgebiete ausschließlich zum Staatswald, doch jetzt hat der erste Privatwaldbesitzer ein Zeichen gesetzt und seinen Wald in Größe von 500 Fußballfeldern als Wildnisgebiet zur Verfügung gestellt. Da zwei Drittel der nordrheinwestfälischen Wälder in privater Hand sind, ist auf generöse Nachahmer zu hoffen. Übrigens: während NRW momentan rund zehn Prozent (zusammengesetzt aus 100 Wildnisgebieten plus 70 Naturwaldzellen) des Staatswaldes verwildern lässt, ist das erklärte Ziel der Bundesregierung, bis 2020 fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands in Wildnisgebiete umzuwandeln.
Wildniswanderungen in Nordrhein-Westfalen - Termine 2014:
Die Wanderungen sind kostenlos. Es bedarf keiner besonderen Fitness, festes Schuhwerk ist empfehlenswert. Keine Anmeldung erforderlich! Zeitrahmen: 10-12.30 Uhr
Datum | Wildnisgebiet | Treffpunkt |
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04.05. 01.06. | Wesel/Dämmerwald Kottenforst | Schermbeck, Wanderparkplatz am Dämmerwald Röttgen, Parkplatz Jägerhäuschen an der L 261 |
05.06. | Arnsberger Wald | Arnsberg, Parkplatz am Jugenwaldheim Obereimer |
22.06. | Einsiedelei | Lennestadt, Parkplatz an der Burg Bilstein |
29.06. | Egge | Bad Lippspringe, Naturschutzzentrum Steinbeke |
09.07. | Rothaarkamm | Hilchenbach, Bahnhof Vormwald |
17.08. | Siebengebirge | Königswinter -Ittenbach, Parkplatz Kohlstraße |
24.08. | Schanze | Schmallenberg, Parkplatz Schanze |
31.08. | Buchenwälder auf dem Leuscheid | Eitorf, Parkplatz an der L86 bei Schiedsbach |
07.09. | Heisterholz | Minden, Parkplatz an der B 61, Abzweig Graßhoffstraße |
14.09. | Hürtgenwald/Gürzenicher Bruch | Düren-Langerwehe, Waldeinfahrt an der L25 |
21.09. | Wälder bei Beverungen | Beverungen, Abzweig an der L838 zwischen Jakobsberg und Haarbrücke |
26.10. | Wolbecker Tiergarten | Münster-Wolbeck,Parklplatz an der K3, Wolbeck, Richtung Alverskirchen |
09.11. | Nationalpark Eifel | Heimbach, Parkplatz Kermeter |
Mehr Infos unter:
http://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/media/Dokumente/Waldschutz/wildniswanderung-2014.pdf