Wald retten – Kohle stoppen!

7. Oktober 2018  •  Veröffentlicht in Allgemein, News

Herbst 2018. Was für eine überraschende Wendung im Drama um die noch verbliebenen 200 ha Hambacher Forst in Kerpen-Buir! Eigentlich wollte der Energiekonzern RWE ab dem 15. Oktober loslegen und wieder roden – ungeachtet des längst beschlossenen Kohleausstiegs, fest zugesagter Klimaziele und nicht enden wollender Bürgerproteste.

Am 5. Oktober dann das unerwartete Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster: Rodungsstopp bis über die Klage des Umweltverbandes BUND in Sachen Bechsteinfledermaus und europäisches FFH-Schutzgebiet entschieden ist! Und das kann dauern. Insider gehen von einem Prüfungszeitraum von mindestens Ende 2020 aus.

Entsprechend ausgelassen und entspannt die Stimmung am Tag nach der Verkündung des Urteils. Große Verbände wie BUND, Greenpeace, Naturfreunde und Campact hatten für den 6. Oktober 2018 zu einer Großdemonstration “Wald retten, Kohle stoppen!” aufgerufen – und waren selbst überrascht, wie viele Menschen aus der ganzen Bundesrepublik dem Ruf gefolgt waren: An die 50.000 versammelten sich auf einem Acker nahe des Hambacher Waldes und zeigten auf kreative und friedliche Weise Flagge. Eine entspannte Kundgebung bei Sonnenschein, für die meisten Besucher ein schönes Erlebnis.

Für das Innere des Waldes, für Bäume und Waldtiere kam der Richterspruch aus Münster allerdings ein paar Wochen zu spät.
Der Wald wirkt geschunden. Als sei hier eine große Schlacht geschlagen worden mit einem traurigen Verlierer: Dem gastgebenden Wald.
Die Baumhäuser, die sich viele Jahre lang organisch in die Natur eingefügt haben, zerstört. Ihre Bewohner, die diesem Wald mit Respekt und Fürsorge begegneten, von RWE und Polizei vertrieben. Quer durch den Wald ziehen sich breite Schneisen, geschlagen als Wege für die schweren Fahrzeuge der Räumkommandos. Der Boden ist damit für die nächsten Jahrzehnte so verdichtet, dass dort kein Kraut mehr wachsen wird. Unzählige Bäume verletzt, Äste und Borken geschädigt beim Abriss der Baumhäuser mit groben Gerätschaften. Ganz zu schweigen vom Lärm der Maschinen, Motorsägen und Lautsprechern, von den hellerleuchteten Nächten, in denen die noch verbliebenen Waldbeschützer mit Scheinwerfern mürbe gemacht werden sollten. Ein Alptraum für jeden im Wald, Mensch oder Tier.
Jetzt muss dringend Ruhe einkehren.