INTERVIEW Drei Stunden mit zwölf Kindern an der frischen Luft, Kindergeburtstag im Stadtwald von Hilden. Waldpädagogin Astrid Walker aus Mettmann merkt man nicht an, dass sie den ganzen Nachmittag mit einer wilden Horde Achtjähriger durch den Wald gestromert ist. Zufrieden sieht sie aus, als sie sich fürs Interview neben mich auf den Baumstamm setzt und das Gesicht der Frühlingssonne entgegen streckt. Bevor es losgeht, wird noch schnell ein Glas mit Honig von den eigenen Bienen und selbstgemachte Quittenmarmelade aus dem Rucksack geholt, Butter,  Brötchen, dazu gibt’s einen Becher mit heißem Tee und entspannte Antworten.

Kontakt: http://www.naturerfahrungs-angebote.de

Steckbrief: Zertifizierte Waldpädagogin – Dipl. Ing. Landespflege – Gärtnerin  – Imkerin – Jahrgang 1964 – verheiratet – lebt mit ihrer Familie in Mettmann bei Düsseldorf“]


Frau Walker, Sie sind Waldpädagogin – wie fühlen Sie sich eigentlich, wenn Sie längere Zeit drinnen sein müssen?

Na ja, ein Bürojob, bei dem ich 10 Stunden am Stück am Schreibtisch sitzen müsste, wäre nichts für mich. (schüttelt sich)

Ihr Arbeitsplatz ist der Wald. Wer sind Ihre Kunden?

Geburtstagskinder. Unter-Dreijährige mit den jeweiligen Eltern. Kindergarten-Gruppen. Schulkinder bis sechste Klasse. Kinder, die älter sind als 12 Jahre, gehen freiwillig nicht mehr in den Wald, die finden das uncool. Aber gerade bis zu dem Alter kann man viel machen mit den Kindern. Außerdem biete ich Waldprojekte an für Senioren, Senioren mit Behinderungen oder für junge Leute mit Behinderungen. Ich arbeite auch regelmäßig mit geistig behinderten Menschen zusammen. Da ist besonders viel Flexibilität gefragt. Wenn ich z.B. was über den Frosch machen will, jemand aber einen Regenwurm findet, sind wir erst mal ganz lange mit dem Regenwurm beschäftigt.

Was bekomme ich, wenn ich eine Veranstaltung bei Ihnen buche?

Auf jeden Fall mehr als eine reine Bespaßung! Es geht mir um die Förderung wertvoller Kompetenzen im Sinne von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), um soziale Kompetenzen wie Empathie oder Teamfähigkeit. Es geht mir aber auch um Sprachkompetenz, d.h. ich achte darauf, dass wir immer alles benennen. Gefördert werden natürlich motorische Fähigkeiten, Rennen über unebenen Boden, Springen, Klettern. Viele Kinder merken im Wald zum ersten Mal, dass es Sinn macht, beim Laufen die Hände aus den Hosentaschen nehmen… Die einfachsten Sachen eigentlich. Oder wir stellen aus wenigen Mitteln selbst etwas her: Schwerter für die Jungs, zum Beispiel. Nach dem Motto:  Falls nichts mehr geht, kein Handy oder so, kann ich theoretisch auch mal was selber machen! (lacht) Die Fähigkeiten, die man im Wald anwendet, kann man meistens auf den Alltag übertragen. Zum Beispiel muss man beim Bogenbasteln einen Knoten können. Können viele Kinder aber nicht, das geht bis hin zur vierten Klasse. Außerdem will ich das Forschertum und Entdeckertum, das in jedem Kind steckt, fördern. Nachgucken, untersuchen, sich wundern, sich freuen.. Darum geht’s! Manche Kinder sind so froh, dass sie sagen: Ich möchte mein Leben lang im Wald bleiben, ich möchte nie wieder damit aufhören!

Wie gehen Sie vor, um diese Begeisterung zu entfachen? Wie planen Sie Ihre waldpädagogischen Projekte?

Eine Veranstaltung im Wald sollte immer teilnehmerorientiert aufgebaut sein. Man muss sich vorher genau überlegen: Was möchten die Menschen in diesem Alter und mit jenem Hintergrund im Wald erleben? Die einen wollen gemeinsam gesellig sein, die anderen wollen etwas lernen. Eine Schulklasse z.B. hat das Ziel, ein paar Baumarten kennen zu lernen und zu erfahren, wie ein Wald entsteht. Über das Erleben kann man ihnen das toll vermitteln. So, dass sie’s fast gar nicht merken. Natürlich sollte eine Veranstaltung immer einen vernünftigen Aufbau haben, mit einem Höhepunkt  in der Mitte und einem gemeinsamen Chill-Out am Ende, wo man zusammen was isst oder spielt. Und zwischendurch immer wieder reflektieren lassen: Was haben wir denn überhaupt gemacht? Damit sich das Gelernte auch festsetzt. Das schafft man im Tagesgeschehen natürlich echt selten, aber ich versuche es.

Da kommt sicher auch schon mal Zeitdruck auf – im Wald ist das eher kontraproduktiv, oder?

Stimmt. Veranstaltungen, die kürzer sind als zwei Stunden, machen daher auch keinen Sinn. Gerade Kinder müssen den Wald ja erst mal in sich aufnehmen dürfen, ihn genießen dürfen. Und das dauert schon mal. Wichtig ist es, Ruhe zu vermitteln, keine Hektik zu verbreiten. Wald ist gleich Ruheraum! Meine Aufgabe ist es, den Teilnehmern Zugänge zu öffnen und zu zeigen, wie sie diese Erfahrung für sich nutzen können. Die Kinder werden das so nicht merken, aber sie bekommen spielerisch einen neuen Zugang. Bei Erwachsenen kann man das auch schon mal bewusst machen, sie auffordern, sich an den Baum zu lehnen und dann einfach mal ruhig zu sein.

Wie haben Sie zu Ihrem eigenen Stil gefunden?

Ich wollte auf keinen Fall reine Waldführungen machen. Ich habe für mich entdeckt, dass es so viele Ort gibt im Wald, wo man sich einfach mal aufhalten kann, ein Waldbasislager schaffen kann, sozusagen. Ich lasse die Kinder oft erst mal loslaufen, spielen und sehe dann, was sich anbietet. Das ist das Schönste an der Waldpädagogik, finde ich, dass man beobachten kann! Und dann sieht man viele Zapfen rumliegen im Herbst und sagt sich: Jetzt mache ich was mit den Zapfen. Oder z.B. hier, wo wir beide uns gerade niedergelassen haben, hier ist ja ein so schöner Ort, wo man die Vogelstimmen gut hören kann. Hier würde ich spontan was machen über die Vögel, die jetzt gerade hier sind. Mein Stil ist, das Spontane, das sich zufällig über die Waldorte ergibt, auszubauen! Ich habe zwar mein Rahmenprogramm, aber variiere innerhalb des Programms, je nachdem wie die Teilnehmer drauf sind. Auch die einzelnen Methoden muss ich immer wieder neu erspüren.

Was muss eine Waldpädagogin an Persönlichkeit mitbringen?

Voraussetzung ist, dass man selber gern in der Natur ist! Außerdem müssen Waldpädagogen einen Zugang zu Menschen haben und empathisch sein. Auf die Teilnehmer eingehen können, das ist wichtig!

Sie selbst haben sich gleich nach dem Abitur für eine Ausbildung an der frischen Luft entschieden..

Genau, ich habe eine dreijährige Ausbildung zur Gärtnerin gemacht und anschließend in Essen Landespflege studiert. Mein Interesse galt schon immer dem Grünen Bereich, der Natur.

Grüner Bereich hieß für Sie damals aber noch nicht „Wald“, oder?

Nee, Wald hat mich zwar immer interessiert, aber richtig wohl gefühlt habe ich mich früher dort nicht. Ich wollte eher aufs Feld, habe offene Landschaften gemocht. Im Wald hab ich mich immer etwas bedroht gefühlt, das war ein unheimlicher Ort.

Wald war Ihnen unheimlich – wie kommt das denn?

Wegen der Märchen! Ich habe unheimlich viel gelesen – Märchen, Mythen, griechische Sagen. Das hat mein Bild vom Wald geprägt. Später dann kam Literatur von Hermann Hesse dazu mit Themen: Auf Wanderschaft gehen, In der Gegend herum streifen.. – und ab da wurde mein Verhältnis zum Wald entspannter.  Trotzdem war mir das Querfeldeinlaufen früher lieber!

Wie ist aus der Landschaftsplanerin und Naturliebhaberin dann trotzdem eine vielgebuchte Waldpädagogin geworden?

Nach dem Studium habe ich für den Unternehmensverband „Garten- und Landschaftsbau“ auf Gartenschauen Angebote für Schüler wie das „Grüne Klassenzimmer“ begleitet und dabei festgestellt, dass es mir Spaß macht, mit Menschen zu tun zu haben. 2007 habe ich dann zufällig einen Waldpädagogen kennen gelernt, der quasi mein Mentor wurde. Bei ihm habe ich zwei Jahre lang alles Mögliche gelernt über Waldökologie und Wildtierkunde.  Den Rest habe ich mir autodidaktisch beigebracht und sämtliche Fachliteratur, die es im Bereich Waldpädagogik gibt, gelesen. Seit 2009 arbeite ich als freiberufliche Waldpädagogin.

Sie haben sich in den letzten Jahren regelmäßig weitergebildet und dürfen sich seit 2013 „Zertifizierte Waldpädagogin“ nennen. Was bedeutet diese Qualifikation für Sie und Ihre Arbeit?

Diese Zertifizierung ist bundesweit anerkannt und hat daher einigen Wert. Vorausgegangen ist eine mehrmonatige Ausbildung des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen und der NUA (Natur- und Umweltakademie Nordrhein-Westfalen) in Arnsberg. Die Teilnehmergruppe bestand aus Förstern, Pädagogen und Ehrenamtlichen aus dem Bereich Umweltarbeit, das war eine sehr befruchtende Zusammensetzung. Für mich war vor allem der dort vermittelte pädagogische Unterbau sehr wertvoll. Ich arbeite jetzt deutlich strukturierter und verfasse z.B. vor jeder Veranstaltung einen genauen Ablaufplan mit  Uhrzeit, Treffpunkt, Ziel, Aktion, pädagogischem Ziel, Methode, Material. Das hilft mir, mein Programm zu reflektieren und zeigt natürlich auch Professionalität, wenn ich das an die Kunden schicke. Gelernt habe ich in dem Lehrgang auch viel über Gefahren im Wald. Und über die Rechtslage: Was darf ich im Wald, was nicht? Wo darf ich mich überhaupt aufhalten?

Stichwort „Gefahren“! Wovor muss man sich denn im deutschen Wald in Acht nehmen?

Da gibt es einiges. Giftpflanzen. Totholz.  Holzpolter. Schneefälle. Gewitter. Sturm. Und so weiter. Früher fand ich zum Beispiel Holzpolter (Anm.: Polter sind über- oder nebeneinander gestapelte Baumstämme)  auch immer lustig zum Drauf-Rumklettern und Balancieren, dabei ist das lebensgefährlich und absolut verboten. Aufgrund meiner Ausbildung kann ich Gefahren einschätzen und entsprechend vorsorgen. Für alle Fälle habe ich natürlich immer ein aufgeladenes Handy und eine Erste-Hilfe-Tasche dabei – und absolviere regelmäßig ein Erste-Hilfe-Training.

Viele Waldgebiete, die Sie waldpädagogisch nutzen, sind beliebt bei Hundebesitzern – und die lassen ihre Vierbeiner gerne von der Leine. Wie problematisch ist das für Sie und Ihre Gruppen?

Das ist schon ein großes Thema, obwohl ich da inzwischen gelassener geworden bin. Es passiert ständig, dass irgendein Hund auf uns zugeschossen kommt und damit für Panik bei den Kindern sorgt. Da nützt es auch nichts, wenn die Besitzer uns dann zurufen „Der tut nichts, der will nur spielen!“. Gerade für kleine Kinder ist das sehr beängstigend und ich selbst stand der Situation immer hilflos gegenüber. Irgendwann war ich es leid, jedes Mal zu warten, bis der Hundebesitzer sein Tier zurück geholt hat und wir weiter machen konnten, also habe ich mich an einen professionellen Hundetrainer gewandt und mir Tipps geben lassen. Ich weiß jetzt z.B., dass es immer dieselben Hunderassen sind, die nur deshalb ankommen, weil sie so verfressen sind. Also habe ich nun immer Hundekuchen dabei und führe sie damit am Halsband zurück zu ihrem Herrchen. Ich warte also nicht mehr länger, bis der Hundebesitzer agiert und seine Leine holt, sondern tue selbst was.

Was nervt im Wald außerdem?

Es stört, dass viele Begleitpersonen die ganze Zeit mit dem Handy beschäftigt sind, anstatt mal in der Realität zu verweilen und einfach zu schauen. Dauernd wird fotografiert, obwohl man das ja jetzt auch mal genießen könnte, was die Kinder da  gerade machen. Die meisten Eltern sind aber zum Glück ganz entspannt und zugänglich.

Was macht eine Waldpädagogin eigentlich im Winter?

Da ist es ruhig – wie bei allen, die Umweltbildung anbieten. Obwohl ich mir auch für die Winterzeit  schöne Angebote ausdenke – die werden einfach nicht so gerne angenommen! Kindergeburtstage laufen aber eigentlich immer und Veranstaltungen im Rahmen der Ganztagsbetreuung in den Schulen auch. Die restliche Zeit verbringe ich mit Vor- und Nachbereitungen von Veranstaltungen und dem Erstellen von neuen Angeboten.

Sie haben zwei Söhne im Teenager-Alter – sind die beiden so waldbegeistert wie Sie?

Unsere Familie ist viel draußen, wir reden zuhause dauernd über Natur, und mein Mann und ich haben ja auch noch die Imkerei und eine Streuobstwiese, die wir pflegen. Unsere Söhne sind jetzt allerdings in einem Alter, wo das alles sie nicht mehr sonderlich interessiert und sie nicht mehr klaglos überall  mit hin kommen. Ob die beiden zu Naturfans geworden sind, kann ich im Moment nicht einordnen.

Ich wette, der Grundstein dafür ist gelegt – nicht nur bei Ihren Söhnen, sondern ebenso bei den Kindern, die mit Ihnen zusammen Abenteuer im Wald erlebt haben! Viel Glück weiterhin bei Ihrer Arbeit in der Natur und danke für das Gespräch!

Waldpädagogische Einsatzbereiche
Hier geht Astrid Walker mit Ihnen in den Wald: Kreis Mettmann bis Hilden und Langenfeld, Mettmann, Solingen, Ratingen, Düsseldorf bis Meerbusch. In Ausnahmefällen auch bis zur Grenze von Wuppertal, Neuss, Leverkusen.

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Geschichte für Kinder ab 6 Jahre.

Der kleine  Fuchs war wieder da. Gestern Abend hättet ihr ihn sehen können. In der Dämmerung vor dem gelben Haus in der Besenstraße. Erst  ist er auf und ab gelaufen, dann hat er sich auf seine Hinterläufe gehockt, die Ohren hoch gestellt und zum Haus hinüber geschaut. Der kleine Fuchs könnte auch ein Hund sein. Ist es aber nicht. Seine Beine sind kürzer, die Schnauze spitzer, der Schwanz buschiger als bei einem Hund. Was will ein kleiner Fuchs hier, mitten in der Stadt?

Im Haus Nummer 3 wohnt Meggie Mauerbach. Der kleine Fuchs weiß das. Aber woher? Füchse sind zwar schlau, aber sie haben keine Adressbücher und können niemanden fragen. Der kleine Fuchs wartete geduldig die ganze Nacht, doch im Zimmer des Mädchens ging das Licht nicht an, alles blieb dunkel. Es regnete Bindfäden und es war kalt. Sein Fell war pitschnass. Was der kleine Fuchs nicht wusste: Meggie war gar nicht zu Hause. Sie besuchte Oma und Opa und hatte keine Ahnung, dass unter ihrem Fenster ein Fuchs  saß und leise das Haus anbellte.

Meggie wusste nicht einmal, dass Füchse überhaupt bellen. Das wollte sie auch gar nicht wissen, denn Meggie hatte keine besonders gute Meinung von Füchsen. Wenn Ihr gefragt hättet, was sie von ihnen hält, hätte sie die Stimme gesenkt und beschwörend gesagt: Das sind furchtbar gefährliche, zähnefletschende, hinterlistige Raubtiere, denen ich nie, nie, niemals begegnen will!

Meggie kennt Füchse nur aus Büchern. Und vom Ponyhof, aber da sind ja Füchse Pferde. Also Pferde, die wegen ihrer Fellfarbe Füchse heißen. Ihre Freunde nennen Meggie die Rote Zora. Wegen ihrer Haare, die rot vom Kopf abstehen. Und weil Meggie wilder ist als die anderen. Abenteuerlustig und sehr eigensinnig. Ein außergewöhnliches Mädchen. Trotzdem hätte keiner gedacht, dass sich ein Fuchs für sie begeistern könnte. Aber Frejo ist eben kein gewöhnlicher Fuchs. Er ist ängstlicher als seine Artgenossen, sogar ängstlicher als gut ist für ihn. Schon oft ist er hungrig geblieben, weil er sich nicht aus seinem Fuchsbau getraut hat. Zum Beispiel bei Vollmond. Oder wenn die Wildschweine unterwegs sind. Und bei Gewitter schon gar nicht. Mut gehört nicht gerade zu Frejos Stärken.

Und trotzdem, diesmal war alles anders. Und das lag daran, dass er Meggie kennen gelernt hat.

Es war Frühling, als der kleine Fuchs dem Mädchen zum ersten Mal begegnete. Vor Aufregung begann sein kleines Fuchsherz ganz schnell zu klopfen, denn auf einem Baumstamm mitten im Wald saß Meggie Mauerbach und schnitzte. So sahen also die Menschen aus! Frejo war baff. Er hatte sie sich anders vorgestellt. Wie Lastwagen ungefähr. Laut, riesengroß, stinkend. Dieses Mädchen aber pfiff beim Schnitzen ein Lied und roch in etwa so lecker wie Himbeersahnetorte.

Wie schön Frejo sie fand, kann sich niemand vorstellen. Und wie geschickt sie war! Frejo duckte sich, damit das Mädchen ihn nicht entdeckte. Und ehe er sich versah, klappte Meggie ihr Taschenmesser zusammen und schwang sich auf den Ast eines riesigen Baumes. So schnell und mit so viel Grazie, wie er es noch nie gesehen hatte. Höchstens bei den Eichhörnchen, aber die haben es ja auch leicht mit ihren Krallen und ohne Schuhe.

Frejo jedenfalls hätte sich das nie getraut. Mit einem Auge linste er über den Rand seines Fuchsbaus, gerade so weit, dass ihn das Mädchen auf keinen Fall sehen konnte,  und  beobachtete gebannt, wie Meggie immer mehr an Höhe gewann, bis sie zwischen den Ästen nur noch als roter Fleck aufblitzte. Der kleine Fuchs war heilfroh, als sie nach einer halben Ewigkeit endlich wieder sicher auf dem weichen Moos landete. Schließlich hätte er Meggie ja schlecht auffangen können, wenn sie gefallen wäre. Als Meggie schließlich los rannte, weil ihre Eltern nach ihr riefen, überlegte Frejo nicht lange. Er folgte ihr.

Das Mädchen stieg in ein Auto, und Frejo lief hinterher. Schneller und immer schneller, weiter und immer weiter. Bis das Auto anhielt und Meggie laut singend im Haus verschwand.

Frejo stand mit zitternden Beinen im Schatten eines Baumes, die Zunge hing ihm fast bis zum Boden und er hechelte lauter als je ein Fuchs gehechelt hat. Er war furchtbar durstig und furchtbar glücklich. Dass der Baum kein Baum war, sondern eine Straßenlaterne merkte er erst, als es dunkel wurde und das Licht anging. Frejo kannte sich zwar im Wald aus, nicht aber in der Stadt. Doch er lernte schnell. Tagsüber versteckte er sich. Bei Anbruch der Dämmerung kam er zum Haus und hielt Wache unter Meggies Fenster. Gesehen hat sie ihn nie.

Und dann kam die Nacht, in der Meggie träumte. Von einem kleinen Fuchs mit rotbraunem, glänzenden Fell und dem liebsten Fuchsgesicht der Welt, der sein Zuhause, den Wald, verlassen hat, um bei ihr zu sein und auf sie aufzupassen. Am nächsten Morgen fiel Meggie zum ersten Mal das Loch im Vorgarten auf. Das sah ja aus wie der Eingang zu einem Fuchsbau! Meggie schaute sich überrascht um. Dann überzog ein breites Grinsen ihr Gesicht und sie flüsterte glücklich: Es gibt dich wirklich, mein lieber Freund! Du bist hier, um mich zu beschützen!
Und in der Nacht bellte der kleine Fuchs unter ihrem Fenster.

Neugierig?

Liebe Kinder! Ihr wisst es vielleicht noch nicht. Aber Frejo ist nicht der einzige Fuchs, der in der Stadt lebt. In den letzten Jahren sind immer mehr Tiere aus den Wäldern in die Städte gezogen, weil ihr ursprünglicher Lebensraum kleiner geworden ist und sich die Städte immer weiter ausgebreitet haben. Allerdings werdet ihr die Füchse kaum zu Gesicht bekommen, denn sie sind sehr scheu und wollen mit uns Menschen eigentlich nichts zu tun haben. Die Tage verschlafen sie in ihren unterirdischen Bauen. Nachts und in der Dämmerung gehen sie dann auf die Suche nach Nahrung. Weil Füchse nicht nur sehr schnell rennen können (50 Kilometer pro Stunde, das ist etwa so schnell wie ein Auto in der Stadt fahren darf, aber nicht so schnell wie ein Feldhase laufen kann), sondern auch unglaublich gut hören und riechen können, entgeht ihnen nur selten eine Beute. Selbst wenn die Maus noch so leise durchs Gras huscht – der Fuchs bekommt es mit, denn er hat an Schnauze und Pfoten viele feine Härchen, mit denen er kleinste Bewegungen und Erschütterungen um sich herum wahr nimmt. Übrigens braucht keine Gans Angst vor einem Fuchs zu haben (ihr kennt ja sicher das Lied Fuchs, du hast die Gans gestohlen…). Ausgewachsene Gänse sind für ihn als Beute viel zu groß. Aber weil Füchse Allesfresser sind, finden sie genug Mäuse, Regenwürmer, Insekten, Schnecken, Vögel, Vogeleier, Frösche, aber auch Beeren, Früchte oder Abfall, um satt zu werden.
In den kalten Januar- und Februarnächten gehen die Füchse dann auf die Suche nach einer netten Füchsin, einer Fähe. Wer dann spät abends im Wald unterwegs ist, kann das Heulen und Bellen hören, mit dem sie auf sich aufmerksam machen. Etwa 50 Tage später, also im März oder April kommen dann die kleinen Füchse auf die Welt, zwei Wochen lang sind sie blind, dann aber entwickeln sie sich in einem rasanten Tempo, lernen jagen und alles, was man für ein Fuchsleben braucht. Nach nur vier Monaten sind die kleinen Füchse selbständig. Überlegt einmal, wie abhängig die Menschenbabys in dem Alter noch von ihren Eltern sind!
Erwachsene denken oft an Tollwut, wenn über Füchse gesprochen wird. Vor einigen Jahren hatten tatsächlich viele Füchse Tollwut und haben mit dieser schlimmen Krankheit andere Tiere und auch Menschen angesteckt. Seitdem sind die Füchse aber mit Hilfe von Ködern geimpft worden, so dass Experten Deutschland für tollwutfrei erklärt haben. Trotzdem solltet ihr unbedingt die Finger von Füchsen lassen – ein Fuchs ist kein Schmusetier, Füttern und Streicheln verboten.